Der Fünf – Wunden – Rosenkranz – das Original

Kupferstich 18. Jahrhundert
Die Fünf – Wunden – Corone ist eine sehr alte Devotion und wird seit dem 15. Jahrhundert analog zum „Rosarium Virginis Mariae“ gebetet.
Die Gebetskette besteht aus fünf Medaillen oder Einhängern mit den Wundmalen Jesu (zwei Füße, zwei Hände, Herz als Symbol für die durchstochene Seite) und einer Abschlußmedaille, die meist die MATER DOLOROSA mit sieben
Schwertern, die Hand- und Fußwunden um das Herz gruppiert oder eine Kreuzigungsszene zeigt. Die Gebetskette besteht aus fünf Gesätzen zu je fünf Ave Perlen. Der Glaube-Liebe-Hoffnung-Absatz fehlt bei den ältesten Exemplaren, gehört jedoch seit dem 17. Jahrhundert zur verbreiteten Form der Corone.
Anleitung
Man betet die Eröffnung wie beim Rosenkranz der Kirche (Anleitung),
an der Abschlußmedaille wird das CREDO gebetet.
Bei den Medaillen mit Abbildungen der fünf Wunden Jesu am Kreuz betet man das VATER UNSER (analog zu den Paternosterperlen am Rosenkranz).
An den Aveperlen wird wie gewohnt das AVE MARIA gebetet und nach dem Namen Jesus folgende Gesätze:
Gegrüsst seist Du Maria, voll der Gnade
der Herr ist mit Dir, Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes Jesus,
dessen heilige rechte Hand ist angenagelt worden
dessen heilige linke Hand ist angenagelt worden
dessen heiliger rechter Fuss ist angenagelt worden
dessen heiliger linker Fuss ist angenagelt worden
dessen heilige Seite ist geöffnet worden
Heilige Maria Mutter Gottes bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen. Nach jedem „Gesätzchen“ wird, wie üblich, das EHRE SEI DEM VATER zum Abschluß gebetet.
In alten Gebet- und Gesangbüchern findet man viele Variationen unter dem Titel „Fünf-Wunden“, die mehr das „Frömmigkeitsklima“ ihrer Zeit und die Schwarmgeistigkeit ihrer Autoren spiegeln, als die ehrfürchtige Verehrung der Wunden unseres Herrn. Die nüchterne Urform der Korone, die besonders in der Passionszeit und zum Totengedenken gebetet wurde, dürfte dem geübten Rosenkranzbeter, der nicht sprachlich aufgeblähte Variationen, sondern die Schlichtheit des Rosenkranzes sucht, wohl am meisten entgegen kommen. Wie man an den alten Darstellungen sehen kann, ist es auch kein „Zufall“, daß wir am „Rosarium Virginis Mariae“ ausgerechnet fünf Vaterunser beten…auch die Liturgie der Altarweihe zeigt, wie tief die Fünf Wunden Verehrung in Liturgie und Volksfrömmigkeit verwurzelt ist.
Die Kurzform des Gebetes (ohne Perlen) besteht aus jeweils einem VATER UNSER, dem Gebet
„O Herr Jesu Christ wir bitten Dich durch Deine heilige Wunde, die Du am Stamm des Kreuzes an Deiner rechten Hand (linken Hand, rechten Fuß, linken Fuß, Seite) empfangen hast, Du wollest uns armen Sündern gnädig und barmherzig sein und den armen Seelen die ewige Ruhe schenken. Amen.“ und jeweils einem AVE MARIA.
Zum Abschluß folgen das CREDO und das EHRE SEI DEM VATER.
Mit diesem Fünf Wunden Gebet wird in meiner Gemeinde bis heute der Rosenkranz und die Scheidegebete für unsere Verstorbenen abgeschlossen. (Totengedenken)
Im Volksliederarchiv habe ich dieses Lied gefunden (kleine Reminiszenz aus der alten Heimat):
Jesu Christe
für uns am Kreuz gestorben
durch die hei´ge Wund
deiner rechten Hand
erbarme dich unser
Jesu Christe
für uns am Kreuz gestorben
durch die hei´ge Wund
deiner linken Hand
erbarme dich unser
Jesu Christe
für uns am Kreuz gestorben
durch die hei´ge Wund
deines rechten Fuß
erbarme dich unser
Jesu Christe
für uns am Kreuz gestorben
durch die hei´ge Wund
deines linken Fuß
erbarme dich unser
Jesu Christe
für uns am Kreuz gestorben
durch die hei´ge Wund
deiner heil´gen Seit´
erbarme dich unser
Text und Musik: anonym –
im Caecilia-Buch des Pfarrers Remy, abgedruckt in „Verklingende Weisen“ (Volkslieder aus Lothringen, Bd. III, 1933). Louis Pinck merkt zu diesem Lied an, daß in Hambach „Lieder vom Leiden Christi gerne gesungen wurden, so die „Fünf Wunden“… ähnlich sang man auch in Saar-Union und in manchen Orten Lothringens…“ Weiter erwähnt er ein Gebet, welches ihm von Papa Gerné am 21. August 1918 mitgeteilt wurde, und das „der Bildnikel von Ernstweiler auf das von ihm selbst verfertigte Holzkreuz am Wege nach Heckenranspach gesetzt hatte, und also lautet:
„Steh still o sündhafter Wandersmann
und schaue reumütig mein fünf Wunden an
und bedenke daß du sterwe muscht
darum o Sünder tue Buß
und bekehre dich zu mir ins himmlische Paradies
dies versprech ich dir, o mein Jesus, o mein alles!“.
Es ist bedauerlich, daß diese alte und einfache Devotion neuerdings von dem „Fünf – Wunden- Gebet“ der Marie Marthe Chambon (1841 – 1907) verdrängt wird. Dabei wurde dieses Gebet vom Heiligen Offizium unter Pius XII. (am 12.12.1939 siehe Artikel) verboten. Der Immakulata Verlag des P.O. Schenker und ähnliche Seiten verbreiten den Text mit Macht.
Es ist eine traurige Zeiterscheinung, daß heutzutage Privatoffenbarungen mit ihren Sensationen allenthalben dem „kernigen Brot“ des Glaubens vorgezogen werden. Ganz Zeitgeist: statt Vertiefung und Meditation des Wahren, die Sucht nach „Abwechslung“, Variation und Masse – kein Wunder, daß diese „Erscheinungen“ von heute so wahnsinnig „geschwätzig“ sind.
Die echte Fünf – Wunden – Korone, wie hier dargestellt gehört zu den alten, mit Ablässen versehenen Gebeten an der Perlenschnur und war, wie die Sieben – Schmerzen – Korone, in der Volksfrömmigkeit bis ins 20. Jahrhundert verbreitet.
In den Traditionen anderer Länder sind auch verbreitet:
– die kleine Korone des Hl. Alfons Maria von Liguori (von 1761),
– die fünf Wunden Korone der Passionisten (seit 1822)
leider habe ich beide Gebete nicht in deutscher Sprache gefunden.
(Auch die fünf Kreuze im Jerusalemkreuz symbolisieren die fünf Wunden Jesu.)
26. Februar 2015 um 11:22
Ewiges vergelts Gott für diese wertvollen Gebete. Ein kraftvolles Geschenk für unsere Zeit.
Im Gebet verbunden
Claire Hönig
17. März 2015 um 08:15
Segne es Gott!
…und DANKE!